4. Risikomanagement
Aufgrund der globalen Tätigkeit ist die Lindt & Sprüngli Gruppe einer Vielzahl von strategischen, operativen und finanziellen Risiken ausgesetzt. Im Rahmen des jährlichen Risikomanagementprozesses werden die einzelnen Risikopositionen in diesen drei Kategorien erfasst, bewertet, limitiert und Verantwortlichkeiten zugewiesen.
Angesichts der gegebenen und unabdingbaren strategischen und operativen Risiken des Grundgeschäfts ist es das Ziel des Managements, den Einfluss der finanziellen Marktrisiken auf das operative Ergebnis und den Reingewinn zu minimieren.
Der Konzern ist finanziellen Risiken ausgesetzt. Die zu deren Absicherung verwendeten Finanzinstrumente sind gemäss IFRS 7 in folgenden Risikokategorien zu unterteilen: Marktrisiken («Commodities», Wechselkurse, Zinssätze), Kreditrisiko und Liquiditätsrisiko. Die Koordination des Risikomanagements obliegt dem Corporate Treasury des Konzerns, in enger Zusammenarbeit mit den operativen Gruppengesellschaften. In der dezentralen Organisationsstruktur geniessen die einzelnen operativen Gruppengesellschaften eine grosse Autonomie, insbesondere in der Bewirtschaftung der Wechselkurs- und Commodityrisiken. Als Grundlage für das gesamte Risikomanagement dienen die vom Audit Committee erlassenen risikopolitischen Richtlinien.
Zentrale Systeme und Prozesse, insbesondere zur laufenden Erfassung und Konsolidierung der gruppenweiten Commodity- bzw. Fremdwährungspositionen, wie auch regelmässiges internes Reporting stellen sicher, dass die Risikopositionen zeitnah konsolidiert und bewirtschaftet werden. Die Lindt & Sprüngli Gruppe geht nur derivative Finanzgeschäfte ein, um die Marktrisiken abzusichern.
Marktrisiken
Commodity-Preisrisiko
Die Herstellung der Produkte des Konzerns bedingt den Erwerb von Rohmaterialien, deren Preise wegen des klimaabhängigen Angebotes, der saisonalen Nachfrage und der spekulativen Einflüsse grossen Schwankungen unterliegen. Zur Eingrenzung des Preis- und Qualitätsrisikos des erwarteten zukünftigen Nettobedarfs schliessen die produzierenden Tochtergesellschaften des Konzerns mit Lieferanten Kontrakte zur zukünftigen physischen Lieferung der Rohmaterialien ab. Es werden auch Rohmaterial-Futures eingesetzt, die jedoch nur zentral über das Corporate Treasury getätigt werden und schliesslich in einer physischen Lieferung von Kakao der benötigten Qualität enden. Der Bestand an Rohmaterial-Futures ist aufgrund der erwarteten Produktionsmenge und Preisentwicklung während des Jahres unterschiedlich hoch. Die Preisveränderungen seit Abschluss der Futures sind im Wiederbeschaffungswert reflektiert und gemäss IFRS 9 behandelt.
Wechselkursrisiken
Die Berichterstattung des Konzerns erfolgt in Schweizer Franken und ist vor allem den Kursbewegungen des Euros, der Dollarwährungen und des britischen Pfundes ausgesetzt. Aus Umsätzen entstehen der Lindt & Sprüngli Gruppe keine Wechselkurs-Transaktionsrisiken, da die Tochtergesellschaften fast ausschliesslich in lokaler Währung fakturieren. Umgekehrt können Wechselkurs-Transaktionsrisiken auf Lieferungen und Leistungen innerhalb der Gruppe oder gegenüber Dritten auftreten. Diese sichern die Tochtergesellschaften mit Devisentermingeschäften ab. Sämtliche Devisengeschäfte werden von den operativen Gesellschaften mit dem Corporate Treasury abgeschlossen, das diese im Gegenzug mit kreditwürdigen Finanzinstituten (kurzfristiges Rating A1/P1) absichert.
Da die operativen Gesellschaften ihre Transaktionen wenn immer möglich in ihrer funktionalen Währung abwickeln und die verbleibenden Fremdwährungsrisiken mit Devisentermingeschäften absichern, bestehen analog zum Vorjahr per Bilanzstichtag keine wesentlichen Fremdwährungsrisiken. Die Wechselkursveränderungen seit Abschluss der Devisentermingeschäfte sind im Wiederbeschaffungswert reflektiert und gemäss IFRS 9 behandelt.
Zinsrisiko
Zinsrisiken aus dem «Mismatch» von Qualität, Laufzeit und Währung der Finanzposition werden vom Corporate Treasury laufend überwacht und minimiert. Zur Bewirtschaftung des Zinsänderungsrisikos von Bilanzaktiven oder -passiven und zukünftigem Cash Flow kann das Corporate Treasury derivative Instrumente verwenden. Per 31. Dezember 2022 und 31. Dezember 2021 bestanden keine solchen Instrumente.
Per 31. Dezember 2022 wie auch per 31. Dezember 2021 setzen sich die finanziellen Vermögenswerte etwa zu gleichen Teilen aus verzinslichen und nicht verzinslichen Aktiven zusammen. Der zinstragende Teil der finanziellen Aktiven besteht vorwiegend aus Bankkonten und Geldmarktanlagen in Schweizer Franken.
Kreditrisiken
Die Kreditrisiken entstehen dadurch, dass Gegenparteien wie Finanzinstitute, Lieferanten oder Kunden ihre vertraglichen Verpflichtungen nicht erfüllen können. Die finanziellen Kreditrisiken werden limitiert, indem die Anlage liquider Mittel wie auch die derivativen Geschäfte mit verschiedenen Kreditinstituten mit einem kurzfristigen A1/P1-Rating getätigt werden. Das maximale Ausfallrisiko der Vermögenswerte entspricht den Buchwerten in der Bilanz respektive im Anhang (einschliesslich derivativer Finanzinstrumente). Bei den operativen Gruppengesellschaften gibt es entsprechende Prozesse zur Festlegung von Kreditlimiten für Kunden und Lieferanten, die auf ihre Einhaltung hin laufend überprüft werden. Aufgrund der geografischen Umsatzverteilung und der grossen Anzahl Kunden ist das Konzentrationsrisiko der Lindt & Sprüngli Gruppe überschaubar.
Liquiditätsrisiken
Das Liquiditätsrisiko besteht darin, dass die Lindt & Sprüngli Gruppe oder eine der Tochtergesellschaften ihren finanziellen Verpflichtungen (zum Beispiel Rückzahlung von Finanzschulden, Bezahlung von Zinsen) nicht nachkommen kann. Mittels einer laufenden, gruppenweiten Überwachung und Planung der Finanzposition sowie einer fristgerechten Anlagepolitik durch das Corporate Treasury wird die Liquidität sichergestellt. Die Nettofinanzposition wird pro Gesellschaft auf Gruppenstufe überwacht. Per 31. Dezember 2022 beträgt die Nettofinanzposition CHF – 571,3 Mio. (Vorjahr CHF – 294,7 Mio.) und wird wie folgt hergeleitet:
CHF Mio. |
|
31. Dezember 2022 |
|
31. Dezember 2021 |
---|---|---|---|---|
Wertschriften und kurzfristige Finanzanlagen |
|
0,3 |
|
250,3 |
Zahlungsmittel und Zahlungsmitteläquivalente |
|
864,6 |
|
937,2 |
Anleihen langfristig |
|
– 998,3 |
|
– 997,8 |
Leasingverbindlichkeiten langfristig |
|
– 362,1 |
|
– 398,9 |
Leasingverbindlichkeiten kurzfristig |
|
– 68,0 |
|
– 70,1 |
Banken- und Finanzverpflichtungen |
|
– 7,8 |
|
– 15,4 |
Netto-Finanzposition |
|
– 571,3 |
|
– 294,7 |
Um allfällige Liquiditätsengpässe zu finanzieren, würden bei Finanzinstituten entsprechende Kreditlinien zur Verfügung stehen.
Die folgenden Tabellen zeigen per 31. Dezember 2022 und 31. Dezember 2021 alle vertraglich fixierten Zahlungsausgänge:
CHF Mio. |
|
< 3 Monate |
|
3 bis 12 Monate |
|
1 bis 3 Jahre |
|
Über 3 Jahre |
|
2021 |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Anleihen (inklusive Zinsen) |
|
– |
|
3,9 |
|
257,8 |
|
757,4 |
|
1 019,1 |
Leasingverbindlichkeiten (inklusive Zinsen) |
|
20,5 |
|
63,0 |
|
139,8 |
|
316,4 |
|
539,7 |
Lieferantenverbindlichkeiten |
|
237,9 |
|
– |
|
– |
|
– |
|
237,9 |
Sonstige Verbindlichkeiten |
|
101,2 |
|
2,6 |
|
– |
|
– |
|
103,8 |
Derivative Vermögenswerte |
|
– 7,2 |
|
– 13,4 |
|
– 3,2 |
|
– |
|
– 23,8 |
Derivative Verpflichtungen |
|
4,7 |
|
7,8 |
|
1,2 |
|
– |
|
13,7 |
Banken- und Finanzverpflichtungen |
|
10,5 |
|
4,9 |
|
– |
|
– |
|
15,4 |
Total vertraglich fixierte Zahlungsausgänge |
|
367,6 |
|
68,8 |
|
395,6 |
|
1 073,8 |
|
1 905,8 |
CHF Mio. |
|
< 3 Monate |
|
3 bis 12 Monate |
|
1 bis 3 Jahre |
|
Über 3 Jahre |
|
2022 |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Anleihen (inklusive Zinsen) |
|
– |
|
3,9 |
|
255,3 |
|
756,0 |
|
1 015,2 |
Leasingverbindlichkeiten (inklusive Zinsen) |
|
21,1 |
|
61,0 |
|
143,3 |
|
282,7 |
|
508,1 |
Lieferantenverbindlichkeiten |
|
287,6 |
|
2,9 |
|
– |
|
– |
|
290,5 |
Sonstige Verbindlichkeiten |
|
106,0 |
|
2,3 |
|
– |
|
– |
|
108,3 |
Derivative Vermögenswerte |
|
– 10,5 |
|
– 24,0 |
|
– 4,6 |
|
– |
|
– 39,1 |
Derivative Verpflichtungen |
|
6,5 |
|
9,1 |
|
0,1 |
|
– |
|
15,7 |
Banken- und Finanzverpflichtungen |
|
6,1 |
|
1,7 |
|
– |
|
– |
|
7,8 |
Total vertraglich fixierte Zahlungsausgänge |
|
416,8 |
|
56,9 |
|
394,1 |
|
1 038,7 |
|
1 906,5 |
Die Veränderungen in den Anleihen sind in Anmerkung 18 offengelegt.